Rezension: Die Welt übt den Untergang und ich grinse zurück

August 21, 2017 0 Von CuddlyBooknerd

Mein erstes gelesenes Coming-Out Buch!

* Achtung – Gesponsorte Produktplatzierung *

Biografische Angaben:
Autor/in: S.J. Goslee
Seitenzahl: 320
Verlag: Dressler
Genre: Jugendbuch / Coming-Out
Preis: 16,99€
Reihe?: Nein
Inhalt:
Mike denkt er hat ein ziemlich gutes Leben. Er hat Lisa, seine Freundin, eine Band mit Bandmitgliedern, die seine besten Kumpels sind. Bis Lisa ihr Verhältnis beendet. Seitdem beginnt Mike sich zu fragen wer er ist. Vor allem fragt er sich aber, was auf der Party seines Kumpels Cam zwischen J.J. und ihm vorgefallen ist. Hat Mike wirklich mit J.J. herumgeknutscht? Ist er schwul oder bi? Und wie soll er es seinen Freunden und seiner Familie gestehen?
Cover:
Das Cover finde ich echt cool gestaltet. Mit den Farben, die so in Wolken fliegen. Es erinnert mich an das Holi-Festival irgendwie. Ich finde es auch gar nicht schlimm, dass sonst nicht viel los ist auf dem Cover. Die bunten Farben und der Titel reichen aus.
Schreibstil:
Der Schreibstil … Der Schreibstil war gewöhnungsbedürftig. Ich fand ihn recht angenehm zu lesen, aber Synonyme sind nicht die Stärke von Goslee. Jeder sagt nur. Goslee schreibt wirklich bei jedem Redebegleitsatz „sagen“. Das hat einfach einen unkreativen Eindruck und es wird sehr eintönig. Ein Mal habe ich gelesen, wie sie „meinen“ anstatt „sagen“ geschrieben hat. Das war wirklich überraschend. Denn sogar als die Charaktere Fragen gestellt haben, kam nur „sagen“. Diese synonymkarge Ausdrucksweise hat den Schreibstil für mich ungemein verschlechtert.
Zudem schadet dieser Story die Sichtweise enorm. Coming-out Geschichten sollten eher persönlich sein und mit tiefen Gefühlen, aber dadurch, dass Goslee die Geschehnisse aus der 3. Person schildert, fühlt man sich Mike fern. Das ist einfach schade für die Geschichte, weil man noch viel mehr herausholen hätte können. Aber zu erzählen, wie jemanden bewusstwird, dass er schwul ist und was in ihm dabei vorgeht aus der 3. Person ist schwer. Sehr schwer.
Dann eins zur Übersetzung: Ich finde sie grässlich. Zum Teil übersetzen sie das Wort „whatever“ gar nicht und dann wieder doch. Phrasen wie „no fucking way“ wurden auch nicht übersetzt. Dieses „whatever“ hätte meiner Meinung einheitlich nicht übersetzt oder einheitlich übersetzt werden müssen. So ist es eher nach Lust und Laune geschehen. Der Originaltitel ist Whatever, deswegen finde ich, hätte man das Wort gar nicht übersetzen sollen.
Story:
Die Story fand ich interessant. Ich habe noch nie eine Coming-out Geschichte gelesen und war demnach sehr gespannt. Aber es hat mich nicht gepackt. Ich hatte Probleme mit Mike und seinem Verhalten sowie die von Lisa. Auf dem Klappentext wird noch explizit darauf hingewiesen, dass Mike jetzt den Abschlussball mitorganisiert. Zuerst, es war der Homecoming Ball und zumal war es eher eine Randhandlung. Wir haben hier eher Mike begleitet und seinen Prozess mitbekommen.  Die Liebesgeschichte fand ich süß und auch nicht mit allzu viel Drama überladen.
Charaktere:
Fangen wir mit Mike an, unseren Protagonisten. Nachdem Lisa Schluss gemacht hat, kam sie schnell an und meinte er sein schwul. Mike hat dagegen nicht lange gezögert. Ich finde er hat es sehr schnell hingenommen. Das finde ich wirklich unrealistisch. Aus persönlichen Erfahrungen weiß ich, dass es durchaus länger dauert. Da kam auch nicht wirklich dieser tiefe Gedankenprozess rüber, den man in der Phase hat. Ich für meinen Teil habe sogar gegoogelt um nach Hilfe zu suchen, ob ich bi bin oder nicht, da ich Angst hatte mit irgendwem darüber zu sprechen. Deswegen finde ich, dass Mikes Prozess wirklich schnell abgehakt wurde und auch nicht tief genug. Es war für mich nicht wirklich nachvollziehbar und greifbar. Auch nachdem er von seiner Großmutter – die Frau ist klasse – vor die Frage gestellt wird, ob er jetzt schwul ist oder nicht und dabei eingeschüchtert wird, fühlt sich eher an, dass ihm das schwul sein „aufgezwungen“ wird.
Da kommen wir auch mal zu Lisa. Lisa fand ich kritisch. Ich konnte verstehen, warum sie mir Mike Schluss gemacht hat. Dennoch waren ihre Äußerungen im Sinne, dass die Beiden nie ein Paar waren sehr grob. Sie hätte früh genug sagen können, dass die Beiden keine Beziehung führten, sondern lediglich Freundschaft Plus hatten. Das fand ich auch arg fies von ihr gegenüber Mike und kann nicht verstehen, wie Mike nachdem noch mit ihr befreundet bleiben konnte.
Sein Freundeskreis war recht eintönig gestaltet. Da waren einzelne Merkmale, die sie unterschieden. Rückblickend finde ich, dass ich außer zu Cam, nicht viel sagen könnte über die Charaktere oder was sie extrem voneinander unterschieden hatte. Die Charaktere kamen hier in der Aufarbeitung zu kurz. Dennoch muss ich auch sagen, dass ich auch den einen Handlungsschritt in der Geschichte sehr gut fand. Zwei seiner Freunde taten etwas, das andere vielleicht kritisch betrachten würden, aber ich finde manche Reaktionen können durchaus so geschehen.
Ich muss gestehen, Mikes kleine Schwester fand ich wirklich süß. Die Beziehung der Beiden stimmte und man nahm den Beiden eine innige Geschwisterbeziehung ab. Mike kümmert sich wirklich um sie und die Schwester lebt noch in einer kindlichen Welt, die gefühlt immer nur glücklich ist.
Fazit:
Ich finde es ist ein Buch für Zwischendurch, aber kein grandioses Buch. Ich finde die Aufklärung um den Coming-Out Prozess und Homosexualität ist nicht tief genug. Dennoch ist die Liebesbeziehung die hier entsteht sehr süß und ich mochte sie wirklich.
Meine Bewertung:

3,5 / 5 Sternen